Berlin, 02.03.2023
„Wir stehen in der Pflicht die nationalen Minderheiten bei der Pflege und dem Erhalt ihrer Kultur als Teil unseres gemeinsamen kulturellen Erbes zu unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass ein stärkeres Bewusstsein in der Mehrheitsgesellschaft dabei eine ganz zentrale Rolle spielt. Überregionale Aufklärung auf und über Minderheitensprachen kommen in den Kultusministerien der Länder im Augenblick zu kurz. Da sehe ich eine klare Aufgabe für die Zukunft. Denn nur durch eine Aufnahme von Minderheiten in die Lehrpläne und dauerhafte Förderung für Unterricht in unseren Minderheitensprachen sichern wir ihr Überleben nachhaltig“, sagt Stefan Seidler zum gestrigen 25. Jahrestag des Inkrafttretens der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen.
„Auch negative Stereotypen spielen nach wie vor eine Rolle. Es ist ein Stück weit erschreckend, dass es immer noch Vorbehalte gegenüber Friesisch, Romanes, Sorbisch oder auch Platt zu geben scheint. Wenn mich Geschichten erreichen in denen Lehrer*Innen ihre Schüler*Innen auffordern das Platt sprechen zu lassen, weil es für sie weniger intelligent klingt, kann man nicht energisch genug dem Kopf schütteln. Mit mehr Sichtbarkeit für die Kulturen der verschiedenen Minderheiten können und müssen wir, davon bin ich überzeugt, auch die letzten negativen Stereotypen überwinden,“ betont Seidler.
Anlässlich des Jubiläums stehen die Minderheitensprachen im Rahmen einer Vereinbarten Debatte heute im Fokus des Parlaments. Das Besondere: Es wurden zahlreiche Reden in Minderheitensprachen sowie der Regionalsprache Niederdeutsch angekündigt. Stefan Seidler als Vertreter der dänischen Minderheit und friesischen Volksgruppe wird seine Rede in vier verschiedenen Sprachen halten.